530 Besucher bei Passionsandachten 2023

Emden. Die Passionsandachten, die 15 Jahre lang gemeinsam von den lutherischen Gemeinden in Emden und dem Ostfriesischen Landesmuseum veranstaltet wurden, sind am Mittwoch (29. März) zu Ende gegangen. 530 Besucher kamen zu den sechs Veranstaltungen diesen Jahres.

Hans II van Coninxloo: Die Grablegung, um 1600

n Kollekten kamen dabei 1544,36 Euro zusammen. Dazu gesellt sich eine größere Einzelspende, die Dr. Bernd Kappelhoff, der jüngst wieder als Referent in Emden war, überreicht hat. Mit dem Geld soll ein Christuskopf des gebürtigen Emder Malers Tjarko Meyer Cramer (1780 bis 1812) restauriert werden. Das Gemälde wurde im 2. Weltkrieg beschädigt.

Die letzte Andacht im Rummel des Rathauses am Delft widmete sich dem Gemälde der „Grablegung“ aus dem Passionszyklus des Hans II von Coninxloo (um 1600). Die Bildfolge war ursprünglich von Katharina Wasa, Witwe von Edzard II., für die Kapelle der Burg Berum bestellt worden.

In diesem Gemälde, so erläuterte Kunsthistorikerin Dr. Annette Kanzenbach vereinigten sich eigentlich zwei Motive – neben der Grablegung auch die Beweinung des toten Christus. „Dabei verschmelzen – wie so häufig – Darstellungstraditionen, Überlieferungen aus verschiedenen Evangelien und aus außerbiblischen Legenden zusammen.“

Coninxloo habe neben dem klassischen Kanon von Personen, die im Felsengrab dabei waren, auch noch Zuschauer integriert. Zum einen sind das zwei Kinder, die das Geschehen von einem Felsenvorsprung aus beobachten. Zum anderen findet sich ein Paar, das ebenso gebannt zusieht. Annette Kanzenbach sieht diese Menschen als Vergegenwärtigung der Bevölkerung, „gewöhnliche Menschen, die innehalten und erkennen, dass hier nicht irgendjemand ins Grab gelegt wird“.

Regionalbischof Dr. Detlef Klahr betonte die Ruhe, die trotz der vielen Personen im Bild herrscht, wo allein Vertraute abgebildet sind, die Christus den letzten Dienst erweisen. In der Person der Maria Magdalena zeige sich, wie schwer das Loslassen sei. Es drücke sich eine „Trauer ohne Hoffnung“ aus, Jenseitiges finde sich nicht im Bild, die Auferstehung komme später, noch wisse niemand davon, dass das Grab leer sein wird. Hoffnung drücke sich in den Blumen aus, die in der Höhle wachsen. „Das Leben wird wieder blühen.“

Den musikalischen Anteil bei dieser letzten Andacht realisierten Dorothea Ohly-Visarius (Alt) und Matthias Visarius (E-Piano), die unter anderem „O Tod, wie bitter bist Du“ aus den „Vier ernsten Gesängen“ von Johannes Brahms oder „Doch der Herr er leitet die Irrenden recht“ aus den „Geistlichen Liedern“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy. Damit schufen sie ein zwar betrübliche, zugleich aber auch hoffnungsvolle Stimmung, die sehr genau zu dem Gemälde der Grablegung passte.

Initiierten und betreuten über 15 Jahre die Passionsandachten im Ostfriesischen Landesmuseum: Dr. Annette Kanzenbach und Dr. Detlef Klahr. Bild: Hannegreth Grundmann

Klahr machte im Anschluss deutlich, dass die Passionsandachten eigentlich nur für ein Jahr konzipiert wurden. Die gleichbleibend hohe Resonanz habe dazu geführt, dass man sie dann 15 Jahre lang angeboten habe. Von Anfang an, seit 2009, sei Annette Kanzenbach dabei gewesen und habe das Projekt aktiv begleitet. Es waren dabei: eine Vielzahl von Pastoren, die die Andacht hielten. Für die jeweilige Interpretation des Gemäldes oder Objektes waren zuständig: Kunsthistoriker, Museumspädagogen, Mitarbeiter des Landesmuseums, Museumsdirektoren, ein Richter, ein Politiker, Konfirmanden, eine Musealogin, eine Journalistin, ein Provenienzforscher, eine Theologin aus Hannover, ein emeritierter Professor aus Göttingen, eine Privatdozentin und Lehrerin aus Paderborn, eine reformierte Theologin, ein katholischer Pastor.

Er nehme nun mit gemischten Gefühlen Abschied von dem Projekt, aber daraus werde ja Neues wachsen, sagte Detlef Klahr, der der Initiator der Passionsandachten war. Wie es künftig weitergeht? Eines ist sicher: Es soll künftig auf jeden Fall Passionsandachten für Kinder geben, kündigte Museumsleiterin Jasmin Alley an. Für den Regionalbischof ist das eine sinnvolle Fortführung eines Projektes, das ihm am Herzen gelegen hat. Detlef Klahr tritt im Sommer in den Ruhestand und zieht dann nach Hannover um. Seine Stelle ist bereits ausgeschrieben.

► Zum Abschluss der Passionsandachtsreihe hat Klahr ein Heft mit allen zehn Bildern der Bilderreihe zur Leidensgeschichte Jesu von Hans II Coninxloo herausgegeben. Das Heft ist für 4,80 Euro im Kunstladen des Ostfriesischen Landesmuseums in Emden erhältlich. Der Erlös fließt in das „Dialog von Kunst und Kirche mit Kindern“, das im nächsten Jahr in der Passionszeit startet.