Folkfestival legte gleich richtig los

Engerhafe. Die Plätze im Gulfhof Ihnen in Engerhafe reichen gerade so aus, um alle Besucher unterzubringen. Die sitzen beim Folkfestival „Zwischen den Jahren“ im Gulfhof Ihnen gemütlich an gedeckten Tischen, es gibt zu trinken, und in der Pause wird vietnamesisches Essen angeboten. Die Pause ist lang genug, um auch ein wenig zu plaudern und sich über die Musik auszutauschen. An diesem Freitag, dem ersten Tag des Festivals, kommen die Musiker aus Deutschland, Holland und Kanada / USA.

Eröffneten das Festival: die Looping Brothers

Die Loopimg Brothers sind die ersten auf der kleinen Bühne im Gufhof. Und es ist schon eindrucksvoll, wie die vier Männer Bluegrass spielen. Das ist amerikanische Volksmusik, wird flott gespielt und gehört zum Genre der Country Music. Die „Brothers“, die natürlich keine Brüder sind, haben diese spezielle Spielart derart intensiv erarbeitet, dass sie auch in den USA gern gesehene Musiker sind.

Für Engerhafe gehören die Vier mit den einheitlich lichtblauen Westen zu den „guten Bekannten“. Deshalb dürfen Sie das Festival eröffnen. Und das tun sie mit einer Moderation, die mit launigen kleinen Sticheleien und Bosheiten gespickt ist. Welches Maß an Souveränität sie besitzen, verbirgt sich hinter diesem lockeren Umgang miteinander. Sie sind nämlich musikalisch richtig gut. Ralf Strotmann (Bass), Ulrich Sieker (Gitarre, Geige) und Matthias Malcher (Gitarre, Banjo) haben sich mit dem Niederländer Erwin van der Veen einen brillanten Gitarristen als Verstärkung geholt. Das Quartett besticht durch gleichwertig hohes Niveau. Aber was Malcher mit seinem Banjo anstellt, hat eine eigene Qualität. Das akustisch nicht unproblematische Instrument zähmt er und erzeugt einen weniger harten, fast schmeichelnden Klang, der sich wunderbar ins Ganze einfügt.

Ausverkauft war der Gulfhof Ihnen an allen drei Festivalabenden

Sprechen wir von der Niederländerin Stephanie Struijk mit ihrer artikulationsfähigen Stimme und ihren Songs, die höchst vielfältig sind und zwischen Folk und klassischem Chanson changieren. Zudem baut die Sängerin, die ihre Texte und Kompositionen selber erarbeitet, auch Songs von Kolleginnen in ihr Programm ein. In diesem Fall zum Beispiel ein Lied über Den Haag, schmerzhaft schmeichelnd und etwas swingend. Überhaupt scheint Stephanie Struijk eine Neigung zum Jazz zu haben. Zudem verfügt sie über eine bemerkenswerte Bühnenpräsenz, die mühelos auch ohne sprachliche Verständigung auskommt. Kollege Bert Hadders unterstützte sie stimmlich bei einem Song – und schon war ein derart sympathisches Team zusammen, dass man ihnen tatsächlich einen eigenen Auftritt gewünscht hätte.

Die dritte Gruppierung am Eröffnungsabend war das Ensemble „Sally Jones & Band“. Sally Jones, als Bluegrass-Legende angekündigt, stand mit Schwester Sandra Block und deren Ehemann, dem 14fachen Grammy-Gewinner Ron Block, auf der Bühne und lieferte ein Programm mit biographischen Bezügen. Eindrücklich insbesondere die Ode an ihren Vater – „The Farmer“ – oder die Erinnerung an die stets singende Mutter – „Sugar Moon“. Sally Jones verfügt über eine warme, fast lyrische Stimme, zu der die ruhigeren Stücke ausgezeichnet passen. Aber die Band beherrscht auch die energiegeladenen Songs. Ron Block erhielt immer wieder Zwischenapplaus für seine artistischen Einlagen auf dem Banjo und der Gitarre.

Sally Jones und Band

Insgesamt bot sich dem altersmäßig bunt gemischten Publikum ein reicher Abend, der Lust auf mehr machte, der aber die Latte schon sehr hoch legte. Angemerkt werden muss noch der gute Sound, der außerordentlich ausgewogen war.

Am Sonnabend spielten das Otto Groote Ensemble, The Lasses sowie Törf. Am Sonntag endet das Festival mit Auftritten von Marie’s Wedding, Fee Badenius und den Brückenbauern