Vielfalt als Programm

Emden. Das Posaunenwerk der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers feiert den 125. Geburtstag, und die Posaunenwarte der Kirche gehen als Ensemble „Noordwind“ auf Tournee. Das vorletzte ihrer Konzerte hat am Sonnabend (3. Juni) in der Martin-Luther-Kirche stattgefunden – ein Glück für das Publikum, denn die Herren waren bestens aufgelegt, und das Programm mit geistlicher Musik hatte eine eindrucksvolle Bandbreite. Besah man sich aber die Lebensdaten der Komponisten, so kam die Überraschung geballt – es handelte sich nämlich um junge moderne Tonsetzer, die im Stile alter Meister komponieren – und das mit Geschick und feinem Empfinden für die spezifischen alten Klangwelten.

Konzertierte in der Martin-Luther-Kirche: das Ensemble „Noordwind“

Da ist Marten Heuer (Jahrgang 1993), der es anscheinend mühelos schafft, Musik des italienischen Meisters Giovanni Gabrieli (16. Jahrhundert) täuschend echt nachzukomponieren. Da ist Traugott Fünfgeld (Jahrgang 1971), der ein Concerto Grosso im Stil von Georg Friedrich Händel erarbeitet hat. Werner Petersen (Jahrgang 1965) zeigt, dass man geistliche Musik (Du meine Seele singe) auch in den weltlichen Bossa Nova überführten kann, ohne sich zu verbiegen. Kompositionen von Felix Mendelssohn-Bartholdy waren somit die einzige „originale“ Musik.

Die acht Musiker zeigten sich thematisch breit aufgestellt. Posaunen und Trompeten hatten keinerlei Mühe, das vielschichtige Programm in ausdifferenzierter Weise zu präsentieren. Kleines Problem: Der Nachhall ist in der Martin Luther Kirche gerade für Bläser heftig. Doch die acht setzten sich durch, präsentierten dem „Herrn ein neues Lied“, legten ein ausgesprochen gelungenes „Kolloquium für Blechbläser“ hin, und spielten hinreißend den Choral „Denn er hat seinen Engeln …“

Einen besonderen Ausflug in die Rockmusik gab es dann auch noch. Im Arrangement von Johannes Geßner, Kirchenmusikdirektor des lutherischen Sprengels Ostfriesland-Ems, erklang nunmehr im geistlichen Gewand “Somebody to love“.

Die Moderation lag bei Marianne Gorka, Landespastorin für die Posaunenchorarbeit. Sie schaffte es viele Sachinformationen zur Posaunenarbeit in lockerer Weise zu benennen, ohne, dass es zu lang oder gar langweilig wurde. Zudem schaffte sie es, einen heiter-zuversichtlichen Blick in die Zukunft zu tun. Denn ein Drittel der Aktiven in Bläserchören seien Jugendliche, die sicherstellten, dass die Zukunft dieser kirchlichen Musikarbeit gesichert sei.

► Es spielten sieben Landesposaunenwarte und ein Kreisposaunenwart: Christian Fuchs (Osnabrück), Henning Herzog (Hannover), Florian Kubiczek (Osterholz-Scharmbeck), Moritz Schilling (Hildesheim), Hayo Bunger (Ostfriesland-Ems), Reinhard Gramm (Stade), Günter Marstatt (Göttingen), Lennart Rübke (Lüneburg).

► Das Landesposaunenfest findet vom 8.bis 10. September des Jahres in Osnabrück statt.

► Die weiteren Termine im Vorfeld des Festes in Ostfriesland entnehmen Sie bitte dem Terminkalender.