Landesarchiv übernimmt KUNST-Archiv
Aurich. Die Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Altertümer und das Niedersächsische Landesarchiv Abteilung Aurich haben einen sogenannten Depositalvertrag beschlossen, der die Übernahme des KUNST-Archivs zum Inhalt hat. Wie berichtet, hat die Übergabe der Dokumente und Unterlagen zum Ziel, deren Inhalte für die historische Forschung nutzbar zu machen. Das teilen beide Einrichtung im Rahmen einer gemeinsamen Pressemitteilung mit.
Das Archiv der KUNST hat einen Umfang von 65 laufenden Metern und war bislang im Außenmagazin des Ostfriesischen Landesmuseums in Borssum untergebracht. Es umfasse, so teilt der Leiter des Landesarchivs, Dr. Michael Hermann, mit, neben der Urkundenüberlieferung auch eine wertvolle Archivalien-Sammlung mit historischen Unterlagen zur Stadtgeschichte Emdens und zur ostfriesischen Geschichte, darunter z.B. die Neujahrsansprachen des Emder und des Vierziger Rates (1661 bis 1746) oder Teile der Korrespondenz der ostfriesischen Grafen und Fürsten (1668 bis 1737). Darüber hinaus finden sich in dem Archiv aber auch Unterlagen zur Geschichte der Gesellschaft, die sich heute 1820dieKUNST nennt. Unter anderem handelt es sich um die Verwaltungs- und Korrespondenzakten, die bis in die Gründungszeit der Gesellschaft im frühen 19. Jahrhundert zurückgehen.
Im Jahr 1850 wurden der Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Altertümer verschiedene Urkunden und Dokumente geschenkt, die als „Grimersumer Urkundensammlung“ (auch „Grimersumer Kiste“ genannt) den Impuls für den Aufbau eines eigenständigen Archivs lieferte. Als Leitmotiv habe dabei die Sicherung und der Erhalt von Dokumenten zur ostfriesischen Geschichte im Fokus gestanden, schreibt Hermann. Im Laufe der letzten 150 Jahre sei somit nicht nur ein Vereinsregister der Gesellschaft entstanden, sondern „eine historisch wertvolle, bis in das Mittelalter zurückreichende Sammlung von Urkunden, Dokumenten, Handschriften, Briefliteratur und Zeitungsausschnitten zur Geschichte Ostfrieslands“.
Das Archiv wurde in den letzten Jahrzehnten von einzelnen Vorstandsmitgliedern der KUNST betreut, darunter von dem verstorbenen Gerrit Latta sowie jüngst von Johannes Berg.
„Bislang war das Archiv der KUNST trotz seiner Bedeutung nur sehr wenigen Geschichtsforschenden in der Region bekannt und im Borssumer Magazin nur sehr eingeschränkt zugänglich“, konstatiert KUNST-Vorsitzender Gregor Strelow. Dies habe sich mit Abschluss des Depositalvertrages grundlegend geändert. „Durch die Kooperation mit dem Landesarchiv werden die Unterlagen der KUNST nicht nur sicher und dauerhaft aufbewahrt, sondern auch eine öffentliche und wissenschaftliche Nutzung ermöglicht“, kündigt Strelow an.
Bereits wenige Tage nach der Überführung des Archivs nach Aurich hätten die von der KUNST erstellten Erschließungsdaten über das Informationssystem „Arcinsys“ online zugänglich gemacht werden können. Damit sei bereits zum jetzigen Zeitpunkt sowohl die Recherche nach Unterlagen als auch die Bestellung und Einsichtnahme der Akten im Lesesaal in Aurich möglich.
Gleichzeitig ist geplant, die Neuordnung und Neuverzeichnung des Bestandes – insbesondere der umfangreichen Archivalien-Sammlung – voranzutreiben. Dazu sollen Drittmittel eingeworben werden, um eine wissenschaftliche Bearbeitung und Erschließung der Unterlagen zu ermöglichen. Dieses Projekt kann einen Zeitraum von mehreren Jahren umfassen. Nach Abschluss der Erschließungsarbeiten streben die beiden Projektpartner eine Digitalisierung des Archivs an.
Strelow betont, es sei der KUNST wichtig gewesen, weiterhin Eigentümerin des Archivs zu bleiben. Neben der Erschließung habe der konservatorische Erhalt der Archivalien große Bedeutung. Der KUNST-Vorsitzende hofft, dass noch „interessante Überraschungen zu Tage gefördert werden.“
Michael Hermann machte deutlich, dass das Archiv der KUNST nicht nur die Aufarbeitung der Geschichte der Gesellschaft, die auf eine über 200jährige Historie zurückblickt, fördere, sondern auch relevant sei für weitergehende Untersuchungen zur ostfriesischen Regionalgeschichte . „Es ist zu erwarten, dass sich der Bestand zu einer wahren Schatz- und Fundgrube für die historische Forschung entwickeln wird.“