Auf dem Dorfplatz tobt das Leben

Larrelt. Alle fünf Veranstaltungen des neuen Stückes der Larrelter Spööldeel waren schon ausverkauft, ehe noch die Premiere über die Bühne ging. Das gab der Vorsitzende des Dorfvereins Larrelt, Bernd-Thomas Martens, vor Beginn der ersten Veranstaltung von „Aasgeier over Larrelt“ bekannt. In der über 40-jährigen Geschichte des plattdeutschen Amateur-Theaters sei das ein Unikum. Eine Erklärung, woher dieser plötzliche Ansturm komme, gab Martens nicht, aber das Fakt allein erfülle ihn mit großer Freunde.

Es geht um Immobilien: Vor dem Rathaus diskutieren Andrea Bruns, Taline Berndt, Silke Janssen, Jutta Evers, Hans-Joachim Jacobs-Grünefeld, Franz Ludwig und Patrick Katthose

Das neue Stück, das so begehrt ist, feierte am Freitag (20. Oktober) Premiere – wie gewohnt in der Turnhalle der Larrelter Schule. Das Bühnenbild zeigt ein aufwändig gestaltetes „gemütliches“ Dorf mit Rathaus, Kneipe und Dorfbrunnen. Hier spielt sich das Geschehen ab, hier tobt das Leben, hier erbeben die Gefühle zwischen Niedertracht und Liebe. Dass im Stück Sonderlinge auftauchen, gehört zum Spiel, das mit Witzen, sprachlichen Vexierelementen und hintersinnigen, aber auch sehr direkten Gemeinheiten aufwartet.

Die inhaltliche Füllung steht den verbalen Kessheiten deutlich nach. Der eigentliche Handlungsstrang ist schnell erzählt. Ein Gentleman-Gauner und eine Immobilienmaklerin wollen die Dörfler ausbeuten und deren Grund und Boden vermarkten – natürlich ausschließlich zugunsten ihres eigenen Kontos. Drumherum entspinnt sich eine Geschichte, die in pfiffiger Weise davon absieht, dass sich zum Schluss alle Paare finden. Es bleiben Dissonanzen, es bleiben Wahrheiten über die Ehe, die nicht eben rosig aussehen, es bleiben aber auch allzu menschliche Verwirrungen und Gefühlsklitterungen.

Auf der Bühne agieren unter der Regie von Gunda Henschke insgesamt zehn Spielerinnen und Spieler, die dem Stück Leben einhauchen. Neben den „alten Hasen“ haben die Larrelter mit Patrick Katthose einen Debütanten auf der Bühne, der sehr textsicher ist, an dessen Darstellungskraft sich aber noch feilen lässt. Als arbeitsscheuer Walter brilliert Franz Ludwig, als dessen stets schimpfbereite Gattin Taline Berndt. Eine dauerhaft betrunkene Pastorin gibt Jutta Evers in der Art der Busch’schen frommen Helene. Glänzend auch Hans-Joachim Jacobs-Grünefeld als harmloser Penner Paul. Bonno Poets spielt den Pfiffikus Bert. Andrea Bruns fühlt sich offensichtlich auf der Bühne völlig zuhause und zeigte das in der Darstellung ihrer Rolle als Lehrerin Anna Grön. Ein großer Gewinn für die Larrelter Spöldeel ist Eske Martens, die selbstsicher und zielstrebig agiert. Den Herrn A.A.S. Geier gab Hans Werner Kuhnert – und wurde so zum Anlass für die vielfältigen Verwicklungen, denen die Dorfbewohner mit wahrer Bauernschläue einen Riegel vorschieben. Seine Mitarbeiterin Verona La Belle spielt Silke Janssen, bis sich ihr guter Kern in einer Verbindung mit Bert zu erkennen gibt. Und die mehrfach verehelichte Selma van Wietweg gibt Marion Groenefeld ein farbiges Kolorit zwischen Verliebtheit und Enttäuschung.

Viel Applaus des voll besetzten Hauses war der Lohn für die Mühen der zahlreichen Proben und des Textlernens. Dass da Stöhnpaal Ilona Shaker ab und an eingreifen musste, war kein Malheur. Es war ja Premiere, und damit gab es Aufregung in Fülle. Für Geräusche und Ton war Wilhelm Rohdmann zuständig. Insgesamt seien rund 50 Beteiligte nötig, um die Veranstaltung auf die Beine zu stellen, erinnert Bernd-Thomas Martens. Vom Catering (in bewährter Weise gab es Frikadellen) bis zur Feuerwehr, die den Abend absicherte.