Miteinander statt Vereinzelung

Emden. Im Zusammenhang mit der Frage nach der künftigen Nutzung des Chinesentempels an der Boltentorstraße steht die Reihe „Wem gehört die Stadt“ des Ostfriesischen Landesmuseums. Am Dienstag (24. Oktober) ging es um „Mitgestaltung und Mitsprache“ von Bürgern. 20 von ihnen, darunter eine Reihe sogenannter Neubürger, die erst in den letzten Jahren nach Emden gezogen sind, beteiligten sich lebhaft an der Diskussion, die von der Volontärin des Museums, Lena Leinich, moderiert wurde.

Positiver Aspekt Emdens: das viele Grün auch außerhalb des Walls. Bild: Claudia Renn

Dabei stellte sich heraus, dass vor allem die Neubürger sich Möglichkeiten einer unkomplizierten und unverbindlichen Kommunikation wünschen. Neben den bestehenden Treffpunkten wie dem Kulturbunker oder der Pumpstation sollte man ohne große finanzielle Investition, Plätze mit Bänken ausstatten, die so aufgestellt werden, dass man sich bei der Unterhaltung ansehen kann. Ideal wäre es, meinten die Diskutanten, wenn diese Orte – auf dem Stadtgarten oder auf dem Wall – überdacht würden.

Auch würde man sich wünschen, die Leerstände innerhalb der Stadt zu beenden – unter Umständen, indem sich Startups für einen verminderten Mietpreis auf Zeit dort ansiedeln dürfen oder indem zentral ein offenes Haus für die Bürger geöffnet würde. Dort könnten Treffpunkte eingerichtet und Hobbys gepflegt werden.

Andere Wünsche richten sich darauf, den Autoverkehr vollständig aus der Stadt zu verbannen, um eine ruhige Innenstadt zu schaffen. Radfahrer sollen diszipliniert werden, die Fußgänger bedrängen, rote Ampeln überfahren, in falscher Fahrtrichtung unterwegs sind. Vorwurf: „Die Radfahrer machen doch, was sie wollen.“ Insgesamt fassten die Diskutierende ihre Wünsche in dem Schlagwort zusammen: „Emden kann mehr aus sich machen!“ Dazu gehöre es, nach holländischem Vorbild mehr Leben auf das Wasser zu bringen, die Stadt ökologisch zu optimieren, dafür zu sorgen, dass Emden gewaltfrei werde, Veränderungen gegenüber offen zu sein, und die Demokratie als entscheidenden Wert im menschlichen Miteinander hochzuschätzen.

Insgesamt gesehen ist die Grundzufriedenheit mit der Stadt groß. Was an Emden gefällt, wollte Lena Leinich in der ersten Fragerunde wissen. Und die 20 Anwesenden antworteten bereitwillig: die Überschaubarkeit, das Wasser in der Stadt, die kompakten Strukturen, das viele Grün, die Möglichkeit, sich unabhängig vom Auto bewegen zu können, kurze Wege, die gute Luft, die guten Chancen für das Aufwachsen des Nachwuchses in einer vergleichsweise sicheren Umgebung, das – gegenüber einer Großstadt – „verlangsamte“ Leben, die reiche Geschichte, die vielfältigen Kulturangebote. „Gegenüber Frankfurt und Marburg ist es in Emden schnuckelig und gemütlich“, lobte denn auch ein Neubürger den Status quo.

Trotz dieser Zuneigung zu dem städtischen Gebilde gab es auch Kritik, die sich in zwei Fragestellungen festmachen ließ:
Wem gehört die Stadt? Den Bürgern.
Wer gestaltet die Stadt? Die Kommune – und der Bürger wird nicht mit einbezogen!

► Die vierte und – in diesem Jahr letzte – Veranstaltung im Rahmen der Reihe „Wem gehört die Stadt“ fiindet am 28. November, um 19 Uhr im Rummel statt. Dann wird eine Podiumsdiskussion zur Fragestellung veranstaltet: „Was Städte können müssen“. Geladen dazu sind unter anderem Emdens Stadtbaurätin Irina Krantz sowie Nina Lucia Groß und Tilmann Walther vom FREIRAUM im Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg.