Da sang der ganze Saal begeistert mit

Emden. Die Friesenbühne hat mit ihrer Produktion „Hitparade up Platt“ einen echten Coup gelandet. Schon bei der Begrüßung von Birgit Frerichs, Regisseurin und Vorsitzende der Bühne, begann der Spaß, der sich ungeschmälert durch den ganzen Abend hindurch fortsetzte. Denn das Publikum wurde sofort in die Handlung aktiv einbezogen und amüsierte sich wie toll.

Der Regisseur und seine kesse Assistentin: Diana Groenewold und Frank Baumann

Handlung? Die war reduziert. Bühnenpersonal? Bewährte Spieler und noch etwas mehr. Bühnenbild? Einfach Klasse! Aber woran lag es, dass der Raum im Lüttje Huus mit einem Mal ein ganz anderes Publikum aufwies und man sich über jüngere Leute wunderte?

Nun. Birgit Frerichs wählt Stücke aus, die nicht dem üblichen Schema folgen. Sie inszeniert mit leichter Hand – aber ohne die Zügel auch nur einen Augenblick aus der Hand zu geben. Sie setzt alles Machbare ein, um Atmosphäre zu schaffen. Vor allem aber scheut sie sich nicht, vorgegebene Handlungsmuster aufzubrechen und mit Neuem wieder zu schließen. In diesem Fall handelte es sich um eine Tanzgruppe des Studios Schuster, die aktuellen Sound in die 70er Jahre-Szenerie hineintrug und das skurrile Geschehen auffrischte. Die jungen Leute hatten wohl Mitschüler und Verwandte animiert, mitzukommen. So erklärte sich wohl, dass das Durchschnittsalter im Saal der Friesenbühne sank.

Die Szenerie führt in die Generalprobe der Sendung „Hitparade“. Die Sänger sind im Flugzeug stecken geblieben, der Moderator ist indisponiert, der Regisseur nahezu verzweifelt. Da hat er einen glänzenden Einfall. Er rekrutiert die Leute, die gerade da sind, und lässt sie die alten Hits singen. Und weil das manchmal etwas schräg klingt, wird das Publikum um Unterstützung gebeten. Das erwies sich dann auch als textsicher und sangesfreudig. Klar, dass das Laune machte und für Stimmung sorgte.

Werden ein Liebespaar! Oder doch nicht? Gitta Nörtker las Marlene und Niklas Baumann als Rainer Fahrab

Nun waren die Spieler auf der Bühne auch bestens „drauf“. Frank Baumann als Regisseur Matts Scheibe erwies sich als stimmstark und temperamentvoll. Niklas Baumann als Tontechniker Rainer stand nicht nur als Sänger sondern auch als Charmeur und Ladykiller sicher auf der Bühne. Diana Groenewold lieferte als Regieassistentin Tina einen sowohl spielerisch wie auch mimisch hinreißenden Beitrag. Karl-Peter Frerichs agierte als Moderator Dieter-Thomas Schleck derart souverän, dass man die Bezeichnung Amateurtheater getrost hinter sich lassen konnte. Gitta Nörtker war als Melanie Lembke herrlich hemmungslos und untermauerte mit einem Kostüm ihren Anspruch, dass sie jeden Mann „kriegen“ könne. Und Debütant Maxim Ashlak machte als Costa Cordalis einen so guten Eindruck, dass man auf seinen weitere Entwicklung als Friesenbühntjer wirklich gespannt sein darf.

Die „Danz-Wichter“ Sarah Janßen,Britta Gerdes, Kerstin Saathoff, Ines Zurek, Katharina Lühring, Dascha Cirksena und Ayse Akbas hat sichtbar Spaß an ihren Auftritten und ließen diese Freude ins Publikum fließen. Sie werden, laut Ankündigung, auch in künftige Produktionen mit einbezogen werden. Das ist sicher eine richtige und wichtige Entscheidung, die auch der experimentierfreudigen Friesenbühne gut tun dürfte.

Die Liste der Menschen, die dazu beigetragen haben, dass die Produktion auf die Bühne gebracht werden konnte, ist lang – deutlich länger als die Zahl der Protagonisten. Die Arbeit an einem derartig innovativen Projekt dürfte aber der Mühe wert sein. Davon zeugte auch der lange Applaus, der den schön gestalteten Ab Truppe begleitete. Resümee: Empfehlenswert!