Eine starke Truppe auf der Transvaaler Bühne

Emden. Was die Spöldeel Transvaal da auf die Beine gestellt hat, war eine Belustigung der besonderen Art. Es geht um eine Verwechslung und viele Menschen mit psychischen Problemen. Das hört sich nicht unbedingt vielversprechend an. Was Autor Helmut Schmidt daraus macht, ist zwar heute in der Wortwahl heikel. Aber auf die Bühne gebracht, war es saukomisch – wenn man es einmal etwas umgangssprachlich ausdrücken möchte.

Dazu hatten die Transvaaler ein tolles Team auf die Bühne gestellt. Da war Mareike Jentzsch, die in ihrer Rolle als Petra dem Wahn unterlag, Helene Fischer zu sein und sich entsprechend präsentierte. Herrlich hemmungslos und mutig war ihre Darstellung, die ganz a Capella erfolgte. Regisseurin Carola Clemens sagte dann auch gegenüber Kultur-in-Emden: „Ohne Mareike hätte ich das Stück nicht inszeniert.“

Unverzichtbar – Friedrich Siebels als Gernot. Als leicht verwirrter Psychiater wechselt er schließlich sogar in eine Frauenrolle, um seinen eigenen Problemen zu begegnen. Welch ein Gejohle im Publikum, das sich bis zu diesem Zeitpunkt sowieso schon prächtig amüsiert hatte. Denn Gernot weist Marotten auf, die in wirkungsvoller, steter Wiederholung schon zu Lachsalven reizte.

Jann Aden bot als Muttersöhnchen Kai Suppe eine Darstellung, die in ihrer Naivität geradezu rührend genannt werden dürfte, wenn sie nicht so komisch gewesen wäre. Allerdings übertrieb Aden nicht. Und gerade deshalb wird Kai, der sich erst so spät emanzipieren darf, in Erinnerung bleiben.

Was tut ein Ehemann, der mit einer wahnhaft getriebenen Frau – eben jene Petra, die sich als Helene geriert – belastet ist? Oliver van Grieken hatte in seiner Rolle als Timo Fuchs viel Gelegenheit, verschiedene Phasen der Verzweiflung ins Bild zu setzen – bis auch mit ihm eine überraschende Verwandlung geschieht.

Das ganze Gewusel auf der Bühne wurde überhaupt initiiert, weil der verhinderte Schriftsteller Guido (Christian Meyer) und seine an ihm verzweifelnde Ehefrau Yvonne (Anita Werner) sich als Psychiater ausgeben, um den Unterhalt abzusichern. Sie versuchen mit Lebenserfahrung und Vernunft ihren ahnungslosen „Kunden“ zu helfen – nicht immer erfolgreich. Eine ganz große Leistung der beiden, denn sie standen während der fast zweieinhalbstündigen Spielzeit nahezu ununterbrochen auf der Bühne.

Zu den „Patienten“ der beiden gehörte auch eine männertolle Sexsüchtige, der Deike Felsmann höchst fröhliche Charakterzüge gab. Martina Spormann und Matthias Hoogestraat waren beide von der Wirkungskraft der „Ärzte“ wenig überzeugt, fanden aber erst auf der Rat der beiden überhaupt als Paar zusammen. Und weil zu einem Stück, in dem ein Treppenhaus eine Rolle spielt, auch eine ratschende Nachbarin gehört, gab es Fam Pannen, die ihr mit gehörigem Tempo und Schnellzüngigkeit scharfe Züge verlieh.

Nicht vergessen darf man Monika Eilers, die als Stöhnpaal sicherstellt, dass „Hänger“, wenn sie denn vorkommen, möglichst elegant überspielt werden können.

Fazit: Carola Clemens hat eine starke Truppe zusammengestellt, die es versteht, ihrem Publikum einen unterhaltsamen, heiteren Abend zu bereiten und es anschließend mit einem inneren Lächeln auf den Nachhauseweg zu schicken.