Festliches Konzert im Kerzenglanz

Emden. Den „musikalisch großartigsten Sohn Ostfrieslands“ nannte der wissenschaftliche Vorstand der Johannes a Lasco Bibliothek, Professor Dr. Kestutis Daugirdas, den in Esens geborenen Hofkomponisten Philipp Heinrich Erlebach (1657 bis 1714). Er könne als Bindeglied zwischen Heinrich Schütz und Johann Sebastian Bach angesehen werden.

Das gesamte Ensemble: Daria Doliuk und Guido Eva, Roxana Neacsu, Isabel Röbstorf, Miriam Gries, Vilma Pigagaite, Katharina Padrok, Jens Lauterbach und Daniel Kemminer.
Bilder: Wolfgang Mauersberger

Kein Wunder, dass Kompositionen des derart hochgeschätzten Musikers bereits zum vierten Mal im Rahmen der Sonntagsmatinée im Mittelschiff der Bibliothek erklangen. Und das soll auch wohl so bleiben. Daugirdas kündigte für 2024 die Aufführung einer Weihnachtskantate von Erlebach an. Bis es soweit sei, müssten die nur handschriftlich überlieferten Noten allerdings erst einmal in die moderne Notation überführt werden.


Beim Konzert am Sonntag (17. Dezember) ging es dann besonders festlich zu – bei dieser letzten Veranstaltung mit Barockmusik in 2023. Bei Kerzenglanz und anschließendem Glühwein-Trinken verweilten die Konzertgäste gerne noch eine Weile. Das war besonders kommunikativ, zumal sich die ausführenden Musiker auch unter die Besucher mischten und als Ansprechpartner zur Verfügung standen.

Auch als Trio zu hören: Guido Eva, Roxana Neacsu und Miriam Griess

Doch zuvor gab es Musik rund um den „leuchtenden Morgenstern“. Vilma Pigagaite, die die Reihe konzipiert hat, die Musikauswahl trifft und sie als Sopranistin begleitet, hatte Werke von Giovanni Battista Martini, Johann Kuhnau und eben Philipp Heinrich Erlebach ausgesucht, wobei sich Instrumental- und Vokalsätze abwechselten.

Das Programm war auf Steigerung im Sinne des Themas angelegt und kulminierte in der Kuhnau-Kantate „Wie schön leuchtet der Morgenstern“, das die insgesamt neun Sänger und Instrumentalisten mit wahrer Freude musizierten. Die Kantate setzt – bis auf eine Sopran-Arie – auf Gleichwertigkeit der Stimmen und Klänge und bietet mit der sehr bekannten Grundmelodie einen ausgesprochen harmonischen Gesamteindruck.


Aber schon der Lobgesang der Maria, das „Magnifikat anima mea Dominum“ (Meine Seele preist den Herrn) von Vielkomponierer Martini erwies sich als kleine barocke Kostbarkeit, die auf die Geburt Jesu verweist. Dafür stand dann die Kantate „Uns ist ein Kind geboren“ von Kuhnau, die höchst wirkungsvoll beginnt, indem die Stimmen nacheinander einsetzen. Die vielfach melancholische Musik Erlebachs wurde jeweils zwischen die Vokalmusik platziert, wobei „Air la Rejouissance“ aus der Ouvertüren-Suite für Streicher durch den Einsatz einer Barockoboe einen geradezu triumphalen Charakter gewann.


Die neun Ausführenden auf der adventlich ausgestalteten Bühne verwiesen in konzentrierter Weise auf die Geburt Christi, der dann als Morgenstern aufsteigt – oder, wie es in der Zugabe hieß „Macht Euch zum Stalle auf! Ihr sollt das Heil dort finden, das aller Zeiten Lauf von Anfang an verkündet“. Eine schönere Vorbereitung auf das weihnachtliche Geschehen kann man sich kaum denken.

Kündigte mehr von Philipp Heinrich Erlebach an: Professor Dr. Kestutis Daugirdas

Es musizierten: Vilma Pigagaite (Sopran), Katharina Padrok (Alt), Jens Lauterbach (Tenor), Daniel Kemminer (Bass), Daria Doliuk und Guido Eva (Barockvioline), Isabel Röbstorf (Barockoboe und Blockflöte), Miriam Griess (Barockcello) und Roxana Neacsu (Cembalo)