Bücher über Bilder

Emden. Wenn Klaus Frerichs seine markanten Werke malt, ausstellt oder als Datei an seinen großen Freundes- und Bekanntenkreis weiterleitet, dann ergeben sich innerhalb kurzer Zeit Gespräche über seine Bilder. Meinungen, Ansichten, Fragen gehen hin und her. Man setzt sich auseinander. Intensiv und offen. So ging es auch mit „Danse Macabre“, einem zehnteiligen Zyklus, der innerhalb von zweieinhalb Jahren in Frerichs‘ Atelier entstand.

Zwei Bücher über 40 Jahre als bildender Künstler und die Dokumentation eines Diskurses über einen Zyklus stellt Klaus Frerichs vor

Am 4. Februar eröffnet der bildende Künstler seine neue Ausstellung in der Johannes a Lasco Bibliothek. Sie wird auch den Zyklus zeigen. „Da habe ich im Vorfeld natürlich überlegt, ob es sinnvoll ist, einen Ausstellungskatalog zu gestalten.“ Die Entscheidung fiel recht schnell und eindeutig – kein Katalog, dafür ein Buch über den Briefwechsel. „Ich denke, dass das erhellender für die Auseinandersetzung mit den Bildern ist als es ein Katalog je sein könnte.“

Frerichs stellte also die Dateien zusammen und kam auf 300 DIN A4-Seiten. Das war eindeutig zu viel, befand er. Also wurde gekürzt, bis die Dokumentation des Diskurses auf knapp 130 Seiten reduziert war. Zudem überlegte er sich, mit Ausklappbildern zu arbeiten, bei denen man die Texte lesen und zugleich das jeweils besprochene Bild betrachten kann. Somit in einen engen Zusammenhang gestellt, sind die Aussagen der Texte für den Leser leichter nachvollziehbar.

Dann kam auch noch eine besondere Überraschung – ein von Hand zusammengebundenes Heftchen kam bei Klaus Frerichs an. Es handelte sich um eine Gesamtbetrachtung aller zehn Totentanz-Bilder. Einer der digitalen Gesprächspartner von Frerichs hatte den Entstehensprozeß der Gemälde mitverfolgt und jeweils eine kleine Bildinterpretation geschrieben, die er ihm nun als Zusammenfassung dedizierte. Auch diese Texte finden sich in dem Band „Danse Macabre. Diskurs um einen entstehenden Gemäldezyklus“ wieder.

Gut zu lesen: links Text und Detailfotos, rechts das ganze Gemälde in der Übersicht als Ausklapp-Element

Frerichs‘ Herzensanliegen, sein Buch, konnte schließlich verwirklicht werden, weil der Mediengestalter Alexander Thomas, Mitarbeiter der Druckerei Bretzler, sich als geduldig und kundig erwies. „Das macht schon Spaß, wenn alles so wunderbar ineinander greift und so viele Menschen mitwirken“, befindet Frerichs nach dem Ende einer langen Entwicklungsphase.

Begonnen hatte das Projekt „Danse Macabre“ vor Jahren mit einer Fingerübung in der Kunsthalle. Dort kopierte Frerichs den Akt einer jungen Frau mit einer Pfauenfeder. Neuerlich in den Fokus geriet diese Studie, als Frerichs eine Sonntagsmatinée in der Johannes a Lasco Bibliothek besuchte. Sein geschultes Auge fiel auf die Cellistin, von der er von seinem Platz aus nur die bogenführende Hand sehen konnte. Das war der Funke, auf den der Maler so lange gewartet hatte. Er veränderte die Akt-Kopie. Das Gesicht wurde verjüngt, und die Feder wurde durch einen Cellobogen ersetzt. Allerdings fehlt das Cello, ein Kunstgriff von Bedeutung. So war der erste konzeptionelle Schritt getan, die anderen ergaben sich sukzessive daraus.

Soviel also zum Buch zur Ausstellung. Doch Klaus Frerichs ist seit 40 Jahren als bildender Künstler tätig. Auch dieses Fakt sollte Berücksichtigung finden. So entstand die Idee zu einem zweiten Buch – größer und opulenter als das erste. Der Titel zeugt von Selbstbewusstsein. Er besteht aus einem einzigen Wort – „Opus“! Und es zeigt genau das, was der Name besagt: Bilder über Bilder, die in den letzten vier Jahrzehnten entstanden sind.

Die Werkschau macht deutlich, dass Klaus Frerichs schon früh seinen Stil gefunden hat – realistisch und doch durchsetzt von verstörenden Momenten, ohne in den Surrealismus abzugleiten, aber bereit, Elemente dieser Stilrichtung einzubinden. Immer sind die Bilder bevölkert, und selbst wenn sie Landschaften zeigen, hat man den Eindruck, dass hinter dem nächsten Busch menschliches Leben sich verbirgt – bereit, sogleich einen vorgegebenen Platz im sorgsam durchdachten Arrangement einzunehmen.

Einmal habe ihn eine junge Redakteurin gefragt, welches dieser Bilder sein liebstes sei. Frerichs antwortete ebenso sibyllinisch wie wahrheitsgetreu: „Man liebt jedes Bild – anders.“

► Die Buchhandlung am Rathaus hält beide Bücher bereit. Der „Danse Macabre“ kostet 28 Euro, „Opus“ wird für 48 Euro angeboten.