Platzgewinn durch Umgestaltung

Emden. Die Gemäldegalerie im Ostfriesischen Landesmuseum ist neu gestaltet worden. Kuratorin Dr. Annette Kanzenbach hat damit die Möglichkeit eröffnet, mehr Bilder zu präsentieren, diese zeitlich oder thematisch besser zuzuordnen und zugleich den Sammlungsbestand zu verdichten. Auch die Geschichte der Sammlung, die der Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Altertümer gehört, lasse sich so vorteilhafter zeigen.

Der ganze Stolz von Annette Kanzenbach: der restaurierte Christuskopf von Tjarko Meyer-Cramer

Hintergrund der Veränderung ist der Wunsch der Kuratorin, jene Gemälde, die durch die Aktion „Paten retten Museumsschätze“ im Jahr 2022 restauriert werden konnten, nun auch dauerhaft zu zeigen. Die Gemäldegalerie war im Zuge des Umbaus des Landesmuseums 2005 eingerichtet und seither nicht wesentlich verändert worden.

Auffälligstes Merkmal der jetzigen Umgestaltung ist eine Hängung in zwei Etagen. Dabei werden die kleineren Gemälde im unteren, die größeren im oberen Raum angeordnet. „Die großen Bilder sind auf Untersicht gemalt worden, zum Beispiel, weil sie für die Hängung über Kaminen gedacht waren“, erläutert Kanzenbach im Gespräch mit „Kultur in Emden“. So wird der ursprünglich beabsichtigte Blick auf die Sujets wieder nachvollziehbar. Die Sorge, dass der Raum womöglich nicht hoch genug sei, habe sich als falsch erwiesen. Die Gemälde hätten genügend „Luft“ für eine zweireihige Hängung.

Emder der höheren Gesellschaftsschichten sind hier vereint

Besonderer Stolz der Kuratorin ist eine repräsentativ gestaltete Porträtwand, auf der die ältesten Emder Gesichter des 16. und 17. Jahrhunderts versammelt sind. Zwei dieser Bildnisse konnten über Patenschaften gesichert werden. Neben Tecla von Diepold, gemalt 1595, ist das Bildnis der Wilmke Stipels von 1630 zu sehen. Wilmke war, so erklärt Annette Kanzenbach, eine Emder Kaufmannsfrau. Das Bildnis kam 1916 an die KUNST – als ein Geschenk von Martho Schnedermann und seiner Frau Anna Katharina Brons. Vis-a-vis hängt das Bürgermeister-Ehepaar Djurken (1576 / 77), deren Porträts gemalt wurden, als das Renaissance-Rathaus gerade vollendet war.

Damen aus der Vergangenheit: Tecla und Wilmke

Zur weiteren Ergänzung der Sammlung wählte die Kuratorin sehenswerte Arbeiten aus, die bisher aus Raumnot im Magazin lagerten. Und doch gibt es immer noch genügend Platz, um weitere Gemälde in die Galerie aufzunehmen. Annette Kanzenbach konnte auf diese Weise eine komplett neue Wand mit Kunst des 19. Jahrhunderts gestalten. Es handelt sich um Gemälde, die die KUNST in ihrem Gründungsjahrzehnt selber ankaufte oder später geschenkt bekam. Darunter befinden sich viele kleine Porträts von Emder Bürgern, aber auch ländliche Sujets mit Tierstudien. Frisch restauriert ist zum Beispiel das kleine Bildnis mit dem deftigen Titel „Pissende Kuh“, das dank einer Patenspende von Restauratorin Sybille Kreft in Dresden ausstellungsreif gemacht werden konnte.

Werke des 19. Jahrhunderts sind auf dieser Wand der Gemäldegalerie vereint

Um – im Angesicht der restaurierten Werke – zu zeigen, dass der Bedarf an weiteren Überarbeitungen dringlich ist, sind Bilder in den Bestand eingefügt, die Risse und Scharten, Fehlstellen in der Malschicht oder sonstige Schäden aufweisen. Dem 19. Jahrhundert zugewiesen, sind eine adelige Gesellschaft und die Kopie eines Gemäldes aus London, das Graf Edzard den Großen zeigt. Die kleinformatigen Arbeiten sind Bestandteil der zweiten Runde von „Paten retten Museumsschätze“, die jetzt beginnt. Ungeachtet der neuen Aktion hat Annette Kanzenbach eine Aufgabe vor sich, die sie sehr beschäftigt. Für viele Bildnisse müssen nämlich neue Rahmen gefunden werden. Das bedeutet, dass alte Rahmen aus dem Magazin an die neuen Bildformate angepasst oder auch farblich angeglichen werden. „Ich fürchte, das wird noch einige Arbeitszeit verschlingen.“