Familiengeschichte in neuer Norder Ausstellung

Norden. Das Ostfriesische Teemuseum Norden hat am Sonntag (24. März) eine Ausstellung eröffnet, in der sich malerisch idyllische Darstellungen der Stadt und ihres landschaftlichen Umfeldes mit der Geschichte einer Norder Familie verweben. „Edward Uvo Pauls. Ein Engländer in Ostfriesland“ heißt die Schau, die im überfüllten Saal des historischen Rathauses mit dem Vortrag eines Mitglieds der Familie Pauls genealogisch eingeordnet wurde.

Fast komplett: die Familie Pauls, die sich zur Ausstellungseröffnung im Norder Teemuseum getroffen hat. Bilder: Jan Pauls / Ina Wagner

Edzard Uvo Pauls, Enkel des Edward Uvo Pauls, hat die Familiengeschichte seit 1687 akribisch aufgearbeitet. Für das Publikum interessant wurde es im 19. Jahrhundert. Denn es stellt sich die Frage, wieso eine Norder Familie zu einem englischen Mitglied kommt. Das konnte der Referent mit Hilfe genealogischer Daten lückenlos erklären. Es gab nämlich damals immer noch die alte Regel, dass der erste Sohn den Familienbetrieb übernimmt, während die weiteren männlichen Nachkommen etwas Neues für sich finden mussten. In diesem Fall gab es Ede Hinrichs Pauls, der mit seinem Frachtbetrieb zwei Schiffe für den England-Verkehr beschickte. Getreide hin, Kohle her und auch Tee befand sich unter den Gütern, die importiert wurden.


Der zweite Sohn von Ede, Reemt Uvo Pauls wurde als Repräsentant nach England entsandt. Dort heiratet dieser, bekommt mit seiner Frau zehn Kinder. Eines von ihnen ist Edward Uvo Pauls, geboren 1861 in North Yorkshire. Dieser wird wiederum nach Norden geschickt, um sich dort um die familieneigene Brauerei zu kümmern. 1894 befindet Edward sich aber zunächst als Gaststudent an der Akademie der Künste in München. Ein Betriebspraktikum an der Pilsener Brauerei befähigt ihn, sich auf die Übernahme der Brauerei „Gebrüder Pauls“ vorzubereiten. Das Leben in Norden sei unbeschwert gewesen, berichtet Enkel Edzard Uvo Pauls. „Er galt an angesehener Mann“ und war in der Gesellschaft fest verankert.

Volles Haus im großen Saal des Norder Rathauses

1901 heiratet Pauls die Norderin Julie Schatteburg, da ist er 40, sie 22 Jahre alt. Die Ehe hält nur 13 Jahre, dann wird sie geschieden. Das einzige Kind aus dieser Beziehung, ebenfalls „Uvo“ getauft, leidet lebenslang unter der Trennung der Eltern und sieht seinen Vater nie wieder.


Pauls heiratet erneut. Im Scheidungsjahr 1913 ehelicht er Martha ter Veen – er ist 52, sie 22 Jahre alt. Die beiden verlegen den Wohnsitz nach London, bekommen drei Kinder. Die fruchtbare Phase von 15 Jahren, in der Edward Uvo Pauls in Ostfriesland gemalt hat, wird nicht wieder aufgegriffen. Pauls bezeichnet sich nun als „Foto-Künstler“.

Für Kinder gibt es in der Ausstellung kleine interaktive Stationen

In der Familie haben sich 32 Bilder von Edward Uvo Pauls erhalten. Sie sind undatiert und unsigniert. Der Maler hatte sie nie verkauft, sondern immer nur verschenkt, erläutert Edzard Uvo Pauls. Als Maler zeigt sich Edward Uvo Pauls als genauer Beobachter von Landschaft und Meer. Er malt mit kräftigen Farben und verleiht seinen Bildern positive Stimmungen, was zur Aussage seines Enkels passt, dass sein Großvater in Norden „unbeschwert“ lebte.

Im Zentrum der Ausstellung steht ein Waldstück, bei dem das Sonnenlicht sich flirrend in den Blättern bricht. Es ist mit einem mächtigen Goldrahmen versehen und fällt sofort ins Ausge, wenn man den Sonderausstellungsraum des Museums betritt. Ein kleines Porträt zeigt den Sohn Edwards, Uvo, als Kleinkind. Der habe das Bild hässlich gefunden und es als Zielscheibe genutzt, bis die Mutter es unter Verschluss nahm. In so fern habe es sich auch erhalten, merkte Edzard Uvo Pauls an. In der Ausstellung ist es ebenfalls zu sehen.


Die musikalische Begleitung der Eröffnung wurde von einem Familienmitglied und einem Freund auf Trompete und E-Piano geleistet. Es erklangen zwei kleine Werke von Edward Elgar – Musik, die ausgewählt worden war, weil beide – der Musiker und der Maler – Engländer, Zeitgenossen und Namensvettern waren, sowie weil beide mit Frauen verheiratete waren, die Einfluss auf das Leben ihrer Männer nahmen, wie Edzard Uvo Pauls erläuterte. Neben einem „Une Idylle“ war „Salut d’Amour“ zu hören.

► Die Ausstellung ist noch bis zum 31. Oktober zu sehen. Geöffnet: täglich von 10 bis 17 Uhr. Ab Juni soll auch ein Katalog vorliegen.