Zahl der „KUNST“-Paten steigt auf über 30
Emden. Die Aktion von 1820dieKUNST „Paten retten Museumsschätze“ im Ostfriesischen Landesmuseum hat im Rahmen der Finissage am Mittwoch (28. Dezember) noch einmal eine ganze Reihe neuer Patenschaften initiieren können. So entschloss sich der Rotary-Club Emden, ein Zunftschild der Schuhmachergilde von 1796 restaurieren zu lassen. Aber auch mehrere Privatleute ließen Gemälde für sich vormerken. Insgesamt können nun mehr als 30 Bildwerke und Objekte aus der Sammlung der KUNST restauriert werden. Das sei ein Riesen-Erfolg, betonte der Vorsitzende von 1820dieKUNST, Gregor Strelow: „Denn wir stehen ja in der konservatorischen Verantwortung für unsere Sammlungen.“
Zur Finissage hatte Kuratorin Dr. Annette Kanzenbach die Ausstellung im 3. Geschoß noch einmal aktualisiert, weil Teile der sanierungsbedürftigen Objekte bereits zur Restaurierung nach Dresden transportiert worden. Dort ist nicht nur Restauratorin Sybille Kreft ansässig, sondern auch Papierrestaurator Jürgen Knoop, der sich der heiklen Graphiken annehmen soll. „Es war nicht einfach, einen Papierrestaurator zu finden“, erläuterte Annette Kanzenbach. Die seien nämlich alle eingespannt, um die Bücher des Kölner Stadtarchivs zu retten, das 2009 einstürzte. Doch Jürgen Knoop sei schon beim Umbau des Ostfriesischen Landesmuseums 2005 dabei gewesen. Man kenne und schätze sich.
Unter den graphischen Ansichten sind Zeugnisse der Emder Geschichte, die wohl noch nie gezeigt wurden. So findet sich etwa eine aquarellierte Federzeichnung auf Papier von 1896, die den Entwurf für eine Obelisken-Dekoration zeigt, wie sie für die Einweihung des Denkmals von Kaiser Wilhelm I. auf dem Stadtgarten gedacht war. „Es ist unklar, ob dieser Obelisk wirklich aufgebaut wurde, aber er bietet einen Eindruck, wie so etwas ausgesehen haben könnte“, erklärte die Kuratorin den Gästen, die recht zahlreich erschienen waren. „So etwas trägt auch zur Erhellung der Stadtgeschichte bei.“
Ein anderes Objekt, das in diese Reihe gehört, ist eine laienhafte Darstellung der Emder Zementfabrik H. Folkerts & Co. an der Mühlenstraße 58. Sie darf als ein Unikat gelten, ansonsten sei keine bildliche Überlieferung dieser Anlage bekannt, heißt es im „Steckbrief“, einem Schild mit Informationen und Erklärungen zum Objekt, der aber auch mit einer Kostenschätzung verbunden ist, was denn die Restaurierung wohl kosten wird.
Zeitgeschichte spreche aus den Porträts, die zahlreich zur Restaurierung anstehen, erläuterte Annette Kanzenbach. Der Zusammenhang von Bedeutung der dargestellten Person und ihrer Kleidung spräche Bände. Da ist die reiche Kaufmannsfrau in ihrem Kleid aus schwerer Seide mit Schleifenbesatz und enorm viel Spitze oder ihr eleganter Schwiegersohn mit auffallender, gestreifter Weste und in Napoleon-Haltung – die Hand in der Weste. Wohl eine Mode der Zeit.
Zu den bedeutsamen Darstellungen gehört aber auch das zweitälteste Bild im Landesmuseum, die Grimersumer Häuptlingsfrau Tecla von Diepolt aus dem Jahr 1595. „Nun wissen wir, wie eine verwitwete Häuptlingsfrau im 16. Jahrhundert gekleidet war.“ Kulturhistorisch sei die Darstellung, die Tecla in schwarzem Gewand und weißem Kopfputz zeigt, höchst bedeutsam – als Quelle, um bestimmte Sitten und Moden der jeweiligen Zeit nachweisen zu können und so Wissen zu mehren.
Die ausgestellten Bilder und Objekte werden allesamt mit Steckbriefen präsentiert, die Vorstandsmitglied Silke Arends zusammengestellt und layoutet hat. Diese sind auch auf der Homepage der KUNST zu sehen. „Denn wir suchen natürlich über das Ausstellungsende hinaus nach weiteren Paten“, kündigt Gregor Strelow an.
► Auch die digitale Kulturzeitung „Kultur in Emden und drumherum“ (KiE) wird monatlich jeweils eines der Objekte ausführlicher vorstellen und sich damit der Suche nach neuen Paten anschließen.