Zartes Farbenspiel des Lichtes

Im Rahmen einer Serie stellt „Kultur in Emden“ (KiE) in den kommenden Wochen Objekte aus dem Bestand von 1820dieKUNST vor, die im Rahmen der Aktion „Paten retten Museumsschätze“ bis Ende Dezember im Ostfriesischen Landesmuseum zu sehen waren. Mehr als 30 Objekte und Gemälde fanden dabei Paten, aber der Bedarf nach Restaurierungen ist wesentlich größer.

1. Teil: Bernhard Suerdieck (1860 bis 1889) „Kirchenschiff im Licht“ von 1888

Emden. Eine Studie des früh verstorbenen Kunstmalers Bernhard Suerdieck zeigt das Südschiff der Großen Kirche mit dem Taufbecken, das von einem mächtigen Deckel bekrönt ist. Drumherum ist ein Heck, eine räumliche Umgrenzung, zu sehen. Rechts erkennt man flüchtig den Aufgang zur Kanzel. Auffallend an dieser Darstellung sind weniger die langen, dunklen Bankreihen, die den Blick des Betrachters in die Tiefe ziehen, oder das Taufbecken, das fast flüchtig gemalt ist, sondern das Licht, das durch die einstmals farbigen Fenster der Großen Kirche einfällt und sich auf der weiß verputzen Wand abzeichnet.

Derzeit macht das von der Auslagerung während der Kriegszeit geschädigte Bild keinen besonderen Eindruck. Daher wird ein Pate gesucht, der die Restaurierung bezahlt oder sich daran beteiligt. Bild: OLME

Aus diesem Grund hat die Kuratorin der Gemäldegalerie des Ostfriesischen Landesmuseum, Dr. Annette Kanzenbach, dieses Ölgemälde für die Aktion ausgewählt. Das Bild zeigt deutliche Spuren der Auslagerung im Zweiten Weltkrieg. Es gibt einen einen Riss, die Oberfläche ist verschmutzt, Retuschen sind ebenso nötig wie die Beseitigung von Stockflecken.

Die Zeichnung von Pastor Ernst Kochs entstand rund 30 Jahre nach der Ölstudie von Suerdieck, zeigt jedoch ebenfalls einen Blick in das Südschiff der Großen Kirche – allerdings aus einer anderen Richtung. Bild: JaLB

Bernhard Suerdieck entstammte wohl dem Leeraner Haushalt von „Suerdiecks Etablissement“, wo auch Konzerte stattfanden. Er konnte offenbar auf die Unterstützung seiner Eltern bei seinen künsterischen Neigungen setzen, heißt es in dem schmalen Katalog zur Ausstellung „Arbeitsalltag an der Nordseeküste“, die das Ostfriesische Landesmuseum 1998, damals noch unter der Leitung von Dr. Friedrich Scheele, zeigte. Zuvor hatte man 1984 bei der Einweihung des Pelzerhauses Bilder von Suerdieck ausgestellt. Allerdings habe der kleine Bestand an Arbeiten wenig Beachtung gefunden.

Wenig ist auch über das kurze Leben des Kunstmalers bekannt. Immerhin informiert eine „Anmerkung zu seinem Nachlass“ in besagtem Katalog, dass Suerdieck an der Düsseldorfer Kunstakademie studierte und mehrere Studienreisen nach Holland unternahm. Sein Tod erfolgte „nach langem Leiden“. Das wiederum geht aus einer Todesanzeige in der Ems- und Leda-Zeitung vom 28. Januar 1889 hervor, die ebenfalls in dem Katalog zu finden ist.

Der Vater Johann Friedrich Christoph Suerdieck hatte den Nachlass 1900 „im Rahmen eines größeren Legats“ an die Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Altertümer gegeben. Nun war das kleinformatige Ölgemälde im Rahmen der Patenschaftsaktion im Ostfriesischen Landesmuseum unter dem Titel „Kirchenschiff im Licht“, datiert „um 1888“ zu sehen. Dass es sich tatsächlich um einen Blick in das Südschiff der Großen Kirche handelt, wie schon in der Ausstellung von 1998 vermutet wurde, lässt sich aus einer Pastell-Studie des Pastoren Ernst Kochs von 1920 ablesen, die KiE am 21. Dezember 2021 auf dieser Seite veröffentlichte.

Lenkt das Suerdieck-Gemälde – allein aus der Absicht, das zarte Farbenspiel des Lichts durch eines der sonnendurchfluteten Südfenster auf die weiße Kirchenwand zu reflektieren – den Blick von Osten nach Norden durch das an dieser Stelle relativ unspektakuläre Kirchenschiff, so bildet die Kochs-Studie diesen Bereich der Großen Kirche von Norden nach Süden ab. Gleichwohl ist die architektonische Situation exakt ables- und somit vergleichbar.

► Annette Kanzenbach möchte dieses kleine Interieur der kriegszerstörten Großen Kirche gerne restaurieren lassen, auch um an den begabten Bernhard Suerdieck zu erinnern. Für Nachfragen (auch der Kosten wegen) steht sie unter kanzenbach@emden.de oder unter Tel.: 0171 178 1575 zur Verfügung.