Im Taumel der Bewegung

Emden. Am 8. Juni, wird um 17 Uhr eine Ausstellung eröffnet, von der der Künstler selber völlig begeistert ist. Helmut Müller will die Johanna-Mühle in einen Taumel der „Bewegung“, so der Titel der Präsentation, versetzen. „Wenn es einen angemessenen Ort gibt, um das Thema Bewegung darzustellen, dann doch wohl eine Mühle, die das Thema durch die sich drehenden Flügel ja schon vorgibt“, sagt Müller. „Außerdem ist das Leben selbst eine einzige Bewegung“. Er hat sich mit der ukrainischen Textilkünstlerin Inna Vytvytska zusammengetan, um die Bewegung von Wind und Wasser künstlerisch in einer Gemeinschaftsausstellung zu präsentieren. „Und ich bin davon überzeugt, dass es eine solche Ausstellung noch nie gegeben hat.“

Bewegung mit Wasserrad: Helmut Müller mit einer seiner Installationen.
Bilder: Wolfgang Mauersberger

Der Erdgeschoss-Raum der Johanna-Mühle soll mit teilweise vier Meter hohen Kunstobjekten, die sich in Bewegung setzen lassen, bestückt werden. Dazu kommen neun extrem hochformatige und eine ganze Anzahl kleinerer Gemälde, die ihren Platz unter anderem auch im ersten Obergeschoß finden sollen. Dort, in einem großen Raum des Müllerhauses, platziert auch Inna Vytvytska ihre luftigen Textilinstallationen, die von ihren Gemälden hinterfangen werden.

Sammlung mit Gemälden, die in der Johanna-Mühle gezeigt werden sollen

Kennengelernt haben sich die beiden im Kunstverein Martin Faber (Zwischen beiden Sielen). Die aus Mariupol geflüchtete Ukrainerin, Mutter zweier Kinder, hat Kunst studiert, führte aber in ihrer Heimat ein Textilunternehmen. „Wir haben uns dann zusammengesetzt und überlegt, wie wir die Ausstellung realisieren können.“ Die Chemie zwischen den beiden stimmte, und sie fanden, dass auch ihre künstlerischen Ansätze sich gut ergänzten.


Während nun also Inna Vytvytska mit feinen Stoffgespinsten ihren Ausstellungsraum in luftige Dynamik versetzt, arbeitet Helmut Müller an der Feinabstimmung seiner Bewegungsmaschinen, die teilweise Wasser als natürliches Element mit einbeziehen oder bunt bemalte Holzscheiben in wirbelnde Drehungen versetzen. „Ich finde es phantastisch“, sagt Müller im Vorgespräch und blickt mit einiger Zufriedenheit auf die Auswahl seiner Ausstellungsstücke, die in den nächsten Tagen in der Mühle installiert werden.

Blick durch bemalten Bambus ins große Müller-Atelier

Müller, der keine Auftragsarbeiten annimmt, ist mit Begeisterung dabei, wenn es um ein freies Thema geht, dass seine Phantasie herausfordert. „Wenn man dann anfängt, hat man schnell die nächste Idee, und dann die nächste und so weiter.“ Das mache ihm ungeheuren Spaß und fordere ihn auch heraus. Sein Atelier, das er räumlich noch erweitern konnte, bedeute ihm viel. „Hier habe ich meine Ruhe. Dies ist sozusagen mein Kloster, nachdem ich mich jahrzehntelang beruflich eher im Hamsterrad abgestrampelt habe.“

Mit Gips stabilisiert, mit Farben bemalt: getrocknete Rosen

Besuch ist in der Hammerstraße gern gesehen, und Müller führt auch ebenso gerne durch seine Galerie. Doch am liebsten ist er allein und arbeitet. Dabei sind ihm die 24 Stunden des Tages viel zu kurz. Manchmal ist er auch am frühen Morgen noch tätig, wenn ihn das Thema oder auch das Material fasziniert. Derzeit sind das getrocknete Stengel einer Bambus-Art, die er einzeln farbig gestaltet und in seine Arbeiten aufnimmt. In der Mühle können sich die Besucher im Juni davon überzeugen, wie gut man Naturmaterialien ideenreich künstlerisch einbinden kann.

► Die Ausstellung „Bewegung – Wind & Wasser“ im Rahmen der Kulturwoche wird am 8. Juni um 17 Uhr mit Musik und einer Tanzperformance des Studio Schuster in der Johanna-Mühle eröffnet. Norbert Tilmann, Vorsitzender des Emder Mühlenvereins spricht ein Grußwort, die freie Kunsthistorikerin Sarah Byl gibt eine Einführung.

► Die Ausstellung ist vom 8. bis 16. Juni täglich von 15 bis 18 Uhr geöffnet, am 22., 23, 29. und 30. Mai von 12 bis 17 Uhr